Der Weg zur Empörung – Vorwort

Posted on 2. Juli 2011

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Hier bin ich nun angelangt, um nicht mehr länger stillschweigend zu tolerieren und zu akzeptieren, was um uns herum auf dieser Welt geschieht und passiert. Angekommen im aktiven Netz!

Es ist vorbei mit der passiven Konsumierung von postpubertären Statusupdates und witzigen Bildchen hier und lustigen Videos da. Das sind doch nur reine Ablenkungsmanöver, die uns eine heile Welt vorgaukeln.

Erwacht endlich, wir sind erwachsen! Als mündiger Mensch und Bürger wird es allerhöchste Zeit unser Leben eigenverantwortlich zu führen, endlich die Regie zu übernehmen!

Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, gibt es trotz der zivilisatorischen Fortschritte keine bessere heile Welt. Es gibt heutzutage nur wesentlich mehr Möglichkeiten, uns der Realität zu entziehen, zu entfliehen, ohne uns dem aktiven Leben stellen zu müssen.

Einfach den Vorhang zu und die Probleme schlagen einen weiten Bogen um mich ?

Nein, so funktioniert das nicht. Es hat noch nie funktioniert!

Verantwortungslose Aussagen wie  „Das geht mich nichts an.“ oder „Das ist mir egal!“ sind doch das beste Beispiel unseres Unvermögens. Solche Meinungen – sind keine. Denn es sind hohle Phrasen. Nämlich die schlimmsten von allen! Das ist pure Gleichgültigkeit. Das kommt einer Kapitulation des eigenen Verstandes gleich. Warum begeben wir uns nicht gleich in einen komatösen Zustand mit visueller Bespassungsmaschinerie. Oh, ich vergaß. Das sind wir ja schon längst!

Bist Du im Koma oder lebst Du schon?

Pastor Niemöller hatte einst folgendes gesagt:

,,Als sie die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen – denn ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Sozialisten und Gewerkschafter geholt haben, habe ich geschwiegen – denn ich war ja keins von beiden.

Als sie die Juden geholt haben, habe ich geschwiegen – denn ich war ja kein Jude.

Als sie mich geholt haben, hat es niemanden mehr gegeben, der protestieren konnte.“

Zivilcourage und Courage heißt nicht nur jemandem zu helfen. Es bedeutet auch auf sein Gewissen zu hören und in „Vorleistung“ zu treten. Denn irgendwann gelangen auch wir in unserem Leben an den Punkt, wo wir auf die Hilfe anderer angewiesen sind. Das ist u.a. die Bedeutung einer sozialen Gesellschaft. Dazu gehört nicht nur alle paar Jahre das Kreuzchen auf dem Wahlzettel, sondern die eigene Meinung und eine ausgebildete Verantwortung gegenüber seinen Mitmenschen.

Die „da oben“ gehören schon lange nicht mehr zu den Idolen!

Ich behaupte, daß der Wahlzettel die moderne Abbitte unserer Zeit geworden ist. Wir versuchen unser Nichtstun und unser schlechtes Gewissen damit zu entlasten und zu beruhigen, daß wir einfach Parteien wählen, die uns jedes mal Zucker um den Mund schmieren. Dabei müssen wir uns immer mehr eingestehen, daß Berufspolitiker nicht mehr Herr der Lage sind. Sie sind höchstens Zirkusdompteure, deren Löwen ausgebrochen sind und bereits an ihrer Kehle kleben. Kompetenzattrappen, nichts anderes!

Zitat eines Facebooknutzers: „Räuberpack, das unverfroren auf der Lichtung die Beute verteilt!“

Stieg Larsson, Autor der Millenium Trilogie, bringt es auf den Punkt:

„Die Demokratie ist immer bedroht. Demokratie ist nichts Gottgegebenes und fällt nicht einfach vom Himmel. Dafür muss man arbeiten, die ganze Zeit. Jede Generation muss sich neu dafür entscheiden, die Demokratie zu verteidigen.“

So stelle ich uns an den Pranger und behaupte: Noch nie waren die westlichen Bürger so faul und gleichgültig gegenüber der eigenen Verantwortung! Der Pflicht zum demokratischen Aufbegehren!

Gewagte These? Ihr seid über diese Vorwürfe verärgert? Dann habe ich wohl den richtigen Punkt getroffen. Weiter so. Werdet wütend! Ich will, daß ihr euch weiter aufregt, erzürnt – EMPÖRT!

„Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht“.

Das ist kein Zitat von Mann, Schiller oder Goethe. Nein, das ist ein Zitat von Papst Gregor dem Großen.

Ich habe es von Georg Schramm, einen der bedeutendsten Politikkabarettisten unserer Zeit (neben Urban Priol, Volker Pispers und Hagen Rether). Er hat letztes Jahr (2010) in einem privaten Interview bei SWR1 auf die Frage, worauf er als Kabarettist gut und gerne verzichten könne, folgendes geantwortet.:

„…auf die Bedrohung des Zerfalls der Zivilgesellschaft, den ich befürchte. Dass die Finanzkrise weitergeht, Kreise zieht und uns in ein Loch reisst und die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird und damit die Solidargemeinschaft, die Zivilgemeinschaft, aufgekündigt wird und es einen Kampf um die Futtertröge gibt, von denen die Masse der Leute bei uns ja allmählich abgekoppelt wird. Gepaart mit Hunger und Völkerwanderung duch Klimawandel. Da habe ich maßlose Angst vor.“

Angst ist ein gutes Stichwort. Angst vor einer Gesellschaft voller emotionsloser Egoisten und Egomanen. Roboter, die nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht und somit dressiert sind nicht mehr an das Gemeinwohl zu denken, und erst recht nichts dafür zu tun. Das erwartet uns nicht mehr, das ist Alltag.

Herzlich Willkommen in der asozialen Ellbogengesellschaft des 21. Jahrhunderts!

Es zählt nur Effektivität, Produktivität und Rendite. Moral und Ethik lassen sich mit Ausbeutung und Neoliberalismus nicht vereinbaren. Das ist nun mal der Preis, den wir nach der Industrialisierung zahlen müssen. Bundesmutti Angela Merkel würde sagen. „Alternativlos!“

Sozial ist mittlerweile zu einem Schimpfwort deklassiert worden. Der Internettroll lebt, Besserwisser streiten sich in Foren, Geiz ist geil – und somit können wir selbst nicht mehr reflektieren, daß wir zu Witzfiguren der Schmierenkomödie verkommen sind, in der wir alle die Hauptrolle spielen.

Über wieviel Verachtung muss ein Politiker gegenüber seinem eigenen Volk verfügen, um es so vorzuführen? Es den Gierigen und den Habgierigen zum Frass vorzuwerfen? Selbst unsere Wahlstimme wird entwendet. Sie dient schon lange nicht mehr dazu unsere Interessen zu verteten, sondern in unserem Interesse uns die Stimme zu entziehen.

Letztens las ich ein interessantes Zitat: „Wer sich nicht beschwert, ist Teil des Problems.“

Ihr könnt euch also nicht mehr verstecken, ihr müsst euch entscheiden.

Es gilt was anzupacken! Es gilt die demokratischen Grundrechte endlich einzufordern. Nicht nur im Netz, sondern auch auf der Straße!

Denn die ersten sechs Monate des Jahres 2011 haben so viel in der Welt verändert, so viele Menschen bewegt. Gefühlt hätten all die Ereignisse und Geschehnisse auch gut in 200 Jahren Platz gehabt. Doch unsere Welt ist so eng miteinander vernetzt, daß offene soziale Brüche, wirtschaftliche Probleme und politische Umbrüche sekundenschnell um die Welt gelangen.

Empört euch! Vernetzt euch! Engagiert euch!

Fangt an zwischen den Zeilen zu lesen und genau hinzusehen. Wie auch in meinem Artikel. Ich habe genug verlinkt. Damit könnt ihr bis zum nächsten Blogeintrag gut die Zeit überbrücken.